Getier – die Animalfarm

Das Tent of Nations unterhält eine kleine Animalfarm. Einerseits, um z.B. Eier nicht kaufen zu müssen, andererseits als Streichelzoo für Besuchergruppen und die Kinder im Kindercamp. Gefüttert wird das Vieh mit Gerstenkörnern, Stroh und Grünabfall, der auf der Farm vor allem im Herbst nicht zu knapp ist.

Die beiden Jungs heißen Ahlan und Sahlan („Wolfgang“) und sind die zwei Hüter des Berges. Ahlan stinkt wie zehn Iltis und muss sich alle fünf Meter kratzen, er ist aber der „General“ und stürzt sich immer als erstes in Getümmel. Bruder Wolfgang dagegen begnügt sich damit, seinen Bruder aus sicherer Entfernung anzufeuern. Man sagt dem muezzinimitierenden Hund nach, er sei vom anderen Ufer, zuweil hat man ihn aber auch schon beim Flirt mit Ahlans Freundin beobachten können.

Die beiden da sind Dennis‘ bisher größter Alptraum (sieht man von dem berittenen Griechischlehrer mal ab…): Mama Rad (arab. Donner, rechts) und schwerst pubertäres Töchterchen Carrie. Letztere verlegt sich gern schon mal darauf, ihre fütternden Hände zu beißen oder zu treten. Rad ist da etwas gemütlicher, die Gute lässt sich ausgezeichnet reiten. Ihr Unterhalt ist allerdings teuer, der Zentner Gerste wird für 100 Shekel eingekauft, der Sack Stroh für 30 Shekel.

 

 

 

 

Diese verzückenden Hühner sollen den Eibedarf der gefräßigen Weinbergbewohner decken. Im Moment haben wir noch Platzprobleme, da für die dreißig neuen Hennen noch keine Gehegevergrößerung vorgenommen wurde. Das wird eventuell eine Arbeit für den Winter.

 

 

 

 

Diese beiden Individuen sind die Ziege Grace und ihr Cousin John Paul Mary (nach einem dubiosen Kerl der Kelly-Family). Diese beiden sind Grünzeugvernichtungsmaschinen auf vier weißhaarigen Beinen, wertvoll, um geschnittene Weinruten und Olivenzweige ihrer Bestimmung zu überführen. J.P.M. ist übrigens sehr beliebt auf dem Berg, was vor allem an seiner fast schon liebenswerten Blödheit liegt. „Blöder Goaßbock, elendiger, gehst du in dein Stall….!“

Das ist Ricky, der Animalfarm-Bewacher. Lieblingsbeschäftigung: Hühner ankläffen. Weißt ähnliche Blödheit wie gewisse Ziegen auf…

 

 

Dieser knackige Kerl ist Dennis alias „Käptn Blaubär“, der Herr der Animalfarm und liebevoller Ziegenpapa. Er muss die Tiere immer füttern, waschen und streicheln, die Stallhöhle ausmisten, sich von Carrie treten lassen, den J.P.M. ärgern usw.

 

 

 

Kleiner Nachtrag: Der kleine Kerl hat sich in unseren Garten verirrt und wurde von uns prompt als neues Familienmitglied „Helmut“ aufgenommen. Nur blöd, dass er in der ersten Nacht gleich wieder ausgebüxt ist….

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Downloads

Hier zwei Downloads: ein Zeitungsartikel über Musa Ade und mein Rundbrief.

10.10.23 STTb Hilfe fürs Heilige Land – 20000 Euro Spendengelder

Rundbrief

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Neues vom Pater Rainer

Vortrag von Dr. Andreas Grüneisen „Alltag in Bethlehem“

10.11.2010, 19:30 Uhr, Karmelitenkloster Straubing

Im Rahmen des ökumenischen Begleitprogramms für Palästina und Israel (EAPPI) des Ökumenischen Weltrates der Kirchen beobachten Freiwillige aus vielen Ländern das Geschehen an Orten in Palästina, an denen Palästinenser/innen und Israelis aufeinander treffen. Sie melden Verstöße gegen die Menschenrechte und gegen das humanitäre Völkerrecht und versuchen, Palästinenser/innen und israelischen Friedensaktivisten/innen durch ihre Anwesenheit Schutz zu gewähren.
Der Arzt Dr. Andreas Grüneisen, Berlin war im Rahmen dieses Programms, das zur Beendigung der israelischen Besetzung beitragen will, im Winter 2009/2010 für drei Monate in Bethlehem und in der Westbank. Er wird über seine Beobachtungen und Erfahrungen berichten.
Zu diesem Vortrag sind alle ganz herzlich eingeladen, die die Situation im Heiligen Land mit Sorge und Anteilnahme verfolgen.
Eintritt frei, bzw. Spende zur Deckung der Unkosten

Karmelitenkloster Straubing, Albrechtsgasse 28

Tel. 09421-84370

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Anfängerfehler

So, dieser kurze Eintrag soll einen schlimmen Fehler meinerseits ausbügeln, der mir im Artikel „Von wegen Baustopp…“ unterlaufen ist. Irrtümlicherweise habe ich allgemein orthodoxe Juden in die Siedlungen verfrachtet, da sie angeblich den Traum von Groß-Israel leben wollen. Im Gegenteil, Teile orthodoxer und ultraorthodoxer Juden wollen nicht in Siedlungen leben, da sie der Meinung sind, dass nur der Messias einen Staat Israel errichten kann. Aus demselben Grund gehen manche dieser Gruppierungen auch nicht zu Wahlen. Die Siedler dagegen sind Zionisten, Anhänger eines Staates Israel der (mindestens) vom Jordan zum Meer reicht. (Ultra-) Orthodoxe und Siedler kann man also nicht alle über einen Kamm scheren . Man darf nicht meinen Fehler machen, Orthodoxe und Ultraorthodoxe mit der politischen Rechten des Landes gleichzusetzen.

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C’est la vie…

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Von wegen Baustopp…

Seit dem 26. September 2010 wird im Westjordanland wieder gebaut. Um Punkt 00.00 Uhr Ortszeit setzten die Bauunternehmen ihre Anstrengungen, die Siedlungen weiter wachsen zu lassen, fort. Es war dabei nicht die Fortsetzung ihres Werks von vor zehn Monaten, als das Moratorium in Kraft trat, sondern lediglich eine Vergrößerung und Verstärkung der Bautätigkeit, die während der scheinbaren Auszeit, zwar langsamer, aber doch voran ging.

Wie kommt es also, dass trotz des Baustopps weiter gebaut werden durfte? Im Wesentlichen gibt es dafür zwei Gründe. Erstens: An bereits begonnenen Projekten durfte weiterhin gebaut werden, d.h. der wenn der Grundstein für ein Projekt gelegt war, konnte es legal fertiggestellt werden. Zweitens: Das sogenannte „natürliche Wachstum“ von Siedlungen war vom Moratorium ausgenommen. Natürliches Wachstum heißt, dass darin der Wohnungsbedarf für künftige Generationen gedeckt werden soll sowie dementsprechende infrastrukturelle Maßnahmen. Man kann sich ausmalen wie dehnbar dieser Begriff also in Wirklichkeit ist.

Für orthodoxe Juden, die aufgrund ihres Glaubens (Traum von Groß-Israel) in der Westbank Siedeln, hat es den Vorteil, dass die (Groß-)Familie in der selben Region siedeln kann. Natürliches Wachstum verhindert also hier das zerreißen von Familien, was im kleinen Israel ein sehr schwaches Argument für das n. W. ist. Die von der Regierung geschaffenen finanziellen Anreize, also Mietzuschüsse und Steuererleichtungen für das Siedeln im Westjordanland zieht dann auch Paare und junge Familien mit säkularem Hintergrund in die Westbank. Wenn man darauf ebenso das Argument der Familienzerreißung anwendet, kann auch diese Art von Zuzug durch das n. W. abgedeckt werden. Die Quintessenz daraus ist also: Den Baustopp gab es niemals. Die Besiedelung der Westbank verlangsamte sich lediglich etwas, ansonsten blieb alles beim Alten. Die Siedler nahmen ihn allerdings zum Anlass, nach seinem Ablauf um so schneller und effektiver zu bauen, denn sie wissen nicht, ob nicht womöglich bald ein richtiger Stopp in Kraft treten wird, womöglich im Zuge der Friedensverhandlungen, womöglich nach den nächsten Wahlen.

Konsequenzen für den Weinberg

Die Siedlungen Rush Zurim und Neve Daniel arbeiten sich weiter und weiter ihre Hügel hinab, durch das Land der Dorfbewohner aus Nahalin und Husan. Bald wird eine Straße Rush Zurim und Neve Daniel vernbinden, welche vermutlich Nahalin weiter einschnüren wird. In ferner Zukunft werden wohl auch am Fuße des Weinbergs Israelis ihre Zelte aufschlagen. Wann sie ihn hinaufkommen ist vermutlich nur eine Frage der Zeit. Die Palästinenser werden längst nicht mehr vertrieben wie noch vor sechzig Jahren. Ihnen wird die Luft zum atmen genommen.

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Karte israelischer Siedlungen im Westjordanland

Die NGO „Americans for Peace“ hat eine Karte entwickelt, die sämtliche israelischen Siedlungen im Westjordanland enthält und detailgetreu ihre Entwicklungen verfolgt. Ein Vorteil dieser Karte ist, dass sie sich weitgehender Neutralität rühmen kann, denn NGOs beobachten meistens jene Dinge, die die Israelis möglichst unter Verschluss halten. Eine Vollständigkeit der Karte ist allerdings nur bedingt gewährleistet.

zur Karte der APN

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Unruhen in Silwan

Es folgen zwei Berichte über die Unruhen im Ost-Jerusalemer Stadtteil Silwan.

Erster Bericht: Aus der israelischen, als links gerichtet geltenden Haaretz

Israel Police leave Temple Mountain as calm returns to Jerusalem

Zweiter Artikel: Aus der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan

Old City calms as Jerusalems clashes radiate

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Ich buddel meine Zisterne – Wasser auf dem Weinberg

Es ist Mitte September. Langsam werden die Tage kürzer. Die Sonne setzt uns und den Pflanzen nicht mehr ganz so stark zu. Bald beginnt die Regenzeit.

Seit vier Wochen graben wir an  unserer Zisterne. Es ist die Elfte, die seit dem Beginn des Tent of Nations Projektes gegraben wird. Jede Zisterne bedeutet für den Weinberg ein Stück mehr Autarkie: man wird unabhängiger vom Wetter, freier in den Prdoduktionsmöglichkeiten und vor allem kann man nun die vorhandene Ackerfläche effektiver nutzen. Es bedeutet, dass man nun mehr Wasser für Tiere übrig hat und letztendlich auch mehr Wasser für den täglichen Gebrauch zur Verfügung stellen kann.

Das Thema Wasser ist nicht nur auf dem Weinberg präsent. Die ganze Westbank leidet unter Wassermangel. Auf den Dächern des kleinen Dorfes Nahalin zu füßen des Hügels findet man zu Hauf kleine Wasserbehälter, die Regenwasser und Restwasser beinhalten. Durch solarzellenähnliche Schlauchmodule wird das Wasser durch die Sonne erhitzt, sodass man wenigstens um die Mittagszeit warmes Wasser benutzen kann. Zwei Kilometer weiter, in der jüdischen Siedlung Beitar Illit, leben dreißigtausend Menschen, vorwiegend orthodoxe Juden. Diese haben, obwohl sie größtenteils Sozialhilfeempfänger sind, Zugang zu fließendem Wasser. Hie und da kann man sogar Pools auf den Flachdächern der Israelis entdecken.

Dazu folgende Zahlen:

Im Westjordanland befinden sich wichtige Grundwasservorkommen, die direkt genutzt werden. Laut Schätzungen der Weltbank werden 90% dieses Grundwassers für die Bewässerung der israelischen Anbaugebiete genutzt; für die palästinensischen Gebiete bleiben nur 10%.

Der Jordan liegt zwischen Israel und den Golan-Höhen im Norden (weshalb Israel, um nicht Syrien den Schlüssel zu dieser Wasserquelle in die Hand zu geben, die Golan-Höhen ungern zurückgäbe), dann zwischen Israel und Jordanien, dann zwischen der West-Bank und Jordanien. Alle Anrainer bedienen sich an diesem Wasser: Israel mit 46,47 %, Syrien mit 25,24 %, Jordanien mit 23,24 % und Palästina mit 5,05 %. Diese Zahlen wurden auf der vor kurzem in Amman stattfindenden “Bringing the Jordan River Back to Life: Strategies for Rehabilitation Conference” bekannt.

Interessanter als die Zahlen selbst, denn wer traut schon Statistiken, ist aber das Verhältnis von Israelis und Palästinensern zum Wasser: Palästina ist im Besitz großer Wasservorräte, kann diese aber wegen geschickter Kontrolle Israels nicht ausnutzen. Es ist fraglich, einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten installieren zu können, solange eine gerechte Verteilung der Wasservorkommen nicht geregelt ist.

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Hebron is for Jews…

Hebron

Hebron ist vor allem wegen zwei Dingen berühmt: erstens wegen den gewaltigen Kämpfen während der zweiten Intifada und zweitens wegen der Grabstätten von Abraham, Isaak und Jakob. Letztere befinden sich in einer Moschee, deren Hälfte zu einer Synagoge umgewandelt wurde. In der Mitte steht das Grab Abrahams, das von der Moschee aus, wie von der Synagoge durch ein Gitter betrachtet werden kann. Sie funktioniert also doch, die Teilung der heiligen Stätten. (Christen haben in beiden Anbetungsstätten zutritt, ausgenommen im Monat Ramadan, wo die Moschee für Nicht-Muslime geschlossen ist.)

Schlendert man, abseits des Patriarchengrabes, durch den Basar, auf dem sich aufdrängliche Händler, fantastische arabische Süßigkeiten, Open-Air-Schlachtereien und viel seltsam anmutendes Essen gegenseitig die Schau stehlen zu suchen, findet man plötzlich jenes Kuriosum, durch das Hebron einen Großteil seiner (zweifelhaften) Berühmtheit erlangt hat. Über dem engen Gässchen des Basars befinden sich eiserne Gitter, zugeschüttet mit Müll, Dreck und Steinen. Der Unrat kommt aus den oberen Stockwerken des Marktes. Diese wurden in der zweiten Intifada von israelischen Siedlern besetzt. Geschützt von 2000 Soldaten werfen die etwa 500 Israelis ihren Müll (manchmal auch Molotow-Cocktails) auf die palästinensischen Mitbürger, bis man sich in der Regierung erbarmte, doch die schützenden Metallstäbe über dem Basar anzubringen. Diese schützen übrigens nicht vor Fäkalien, auch sowas wirft der radikale Hebron-Jude gern aus seinem Fenster. (Spart im übrigen auch Wasser, ist ja eh rar in der Westbank.)
Es ist aber ruhig, im kleinen Hebron. Fraglich bleibt, wie lang sich die jüdische Erststock-Parallelgesellschaft halten kann.

P.S.: Es gibt ein jüdisches Lied, das in Hebron zum Schlager zu werden scheint. Aus dem Hebräischen übersetzt heißt es:
„Hebron is for Jews, for Jews, for Jews and Jews and Jews only (…) first Hebron and then the whole land“

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